Über mich

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Zeit meines Lebens wurde mir „Überempfindlichkeit“ unterstellt – damit war meine Neurodivergenz-bedingte Hochsensibilität gemeint, stärkte aber durch den negativen Beigeschmack des Begriffs mein Empfinden, dass ich irgendwie nicht richtig war. Meine ADHS-Diagnose bekam ich mit 29 Jahren. Zu dieser Zeit stapelten sich auf meinem Schreibtisch Ideen für die letzten fünf Hausarbeiten, die ich schon eine Weile vor mir herschob, an die Magisterarbeit und die Abschlussprüfungen war gar nicht zu denken. Ich halte nichts davon, ADHS zu pathologisieren, jedoch hat mir die Diagnose zu einem sehr guten Studienabschluss verholfen. Mein Leben erklärte sich mir auf einen Schlag, ich lernte, wie mein Gehirn funktionierte, begann wahrzunehmen, was ich brauchte, ich konzentrierte mich auf die Dinge, die gut gelangen. Zum Glück konnte ich mir während des Studiums meine Themen selbst aussuchen – sie interessierten mich derart, dass sie den Hyperfokus auslösten. Ich begann, mir Strukturen zu schaffen, mich nach meiner inneren Uhr zu richten. Ich hörte auf, mich schuldig zu fühlen, wenn mir etwas nicht sofort gelang und widmete mich an schwierigen Tagen Aufgaben, die mir leicht fielen (die kreativen Aufgaben, das Drauflosschreiben, das sich Festlesen an interessanten Themen) – an guten Tagen den anderen Dingen (Geschriebenes überarbeiten, den roten Faden verfolgen). Ich wurde gelassener. Ich hatte nicht mehr jeden Abend auf dem Weg von der Bibliothek nach Hause einen kleinen Nervenzusammenbruch. Ich hatte wieder ausreichend Energie, sogar um ein soziales Leben zu führen. Meine Magisterarbeit reichte ich zwei Tage vor Abgabetermin ein. Ohne das Wissen um meine Reizoffenheit hätte ich das nicht geschafft. Nicht in der veranschlagten Zeit, nicht ohne mich komplett unfähig zu fühlen, nicht ohne Burn-Out.

Die Idee, meine persönlichen Erfahrungen, mein umfangreiches, im Selbststudium angeeignetes Wissen und meine Talente, die sich auch aus meiner Reizoffenheit speisen, miteinander zu verbinden und zum Beruf zu machen, entstand aus der jahrelangen intensiven Arbeit mit einer Nachhilfeschülerin, die ebenfalls mit ADHS diagnostiziert ist. Selbstredend ging es dabei nicht ausschließlich um Wissensvermittlung, sondern um Strukturierung, Motivation und das Aufbauen ihres Selbstbewusstseins durch das Erkennen ihrer Stärken, Intelligenz und wunderbaren Persönlichkeit. Bei Beginn der Arbeit rieten ihre Lehrer klar vom Besuch der Oberstufe ab – inzwischen hat sie ein gutes Abitur gemacht und studiert fleißig und sehr eigenständig.

Ich bin dreifach spätdiagnostiziert: 2012 mit ADHS, 2020 mit Endometriose und 2021 habe ich herausgefunden, zusätzlich zum ADHS auch Autist⋅in zu sein, hier stecke ich noch mitten in der Diagnostik. Besonders wichtig ist es daher für mich, Menschen auf dem Weg kurz nach der (Selbst-) Diagnose zu begleiten und dabei zu helfen, aus den Irrungen und Wirrungen zur Selbstakzeptanz zu kommen.

Neben meiner Arbeit bin ich nach Kräften auf Instagram aktivistisch aktiv und kämpfe, wo ich es sehe, für Barrierefreiheit und gegen Ableismus. Dieser Kampf fängt oft im kleinen an, dabei, achtsam durch die Welt zu gehen und die Augen nicht vor Ungerechtigkeiten zu schließen. Dabei, Grenzen zu setzen und diese zu verteidigen. Das Leben nach den eigenen Bedürfnissen ausrichten und es ohne Scham und sich shamen zu lassen zu leben. Marginalisierten Gruppen zuzuhören und ihnen ihre Erfahrungen nicht abzusprechen. Und auch darin, Ableismus und Diskriminierung zu erkennen und darauf hinzuweisen.

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Seit 2018 – Counseling bei Reizoffenheit (über 500 abgehaltene Sitzungen)
2017 – 1. Reiki-Grad
2017 – BTA Berlin: Abgeschlossene Ausbildung zur zertifizierten sowie systemischen Coach (die Ausbildung fand in Präsenz statt)
seit 2005 – Nachhilfe (ADHS), Lektorate
2003 – 2013 – Freie Universität Berlin: Studium der Neueren deutschen Literatur und Theaterwissenschaft (Magisterabschluß)
2007 – Theatertreffen: Assistent⋅in der tt festivalzeitung
2002 – 2005 – Deutsches Theater Berlin: verschiedene Hospitanzen (Dramaturgie, Regie), Regie-Assistenzen und Kleindarsteller⋅innen-Rollen
Fortlaufende Weiterbildung zu Themen rund um ADHS, Neurodivergenz und Achtsamkeit.

Und so sieht Online-Counseling aus.

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